Oberflächenbehandlung und Pflege von Holz(böden)
Über die „richtige“ Obefläche von Holzböden wurde und wird bis heute trefflich diskutiert, an mancher Stelle gestritten, teils ideoligisch gefärbt, und natürlich möchten viele Hersteller ihr Produkt als das Beste oder gar das einzig gute darstellen und entsprechend verkaufen.
Aus guten Gründen glauben wir den meisten Werbeversprechen nicht blind, auch wenn die Produkte noch so wohlfeil angeboten werden. Wir halten auch eine stark ideologisch geführte Diskussion für nicht zielführend.
Keine einfache Angelegenheit, aber…
Aus unserer Erfahrung, aus der von anderen und aus diverser alter und neuer Fachliteratur haben sich aber einige Dinge als recht eindeutig herausgestellt:
- Holz ist ein inhomogener Werkstoff, bei dem auch innerhalb einer Holzart und je nach Verarbeitung des Materials große Unterschiede vorhanden sind.
- Holz arbeitet und benötigt somit eine relativ elastische Oberflächenbehandlung (ansonsten: Gefahr der Abblätterung).
- Langfristig, d.h. über Jahrhunderte, bewährt sind diverse Naturharze, Wachse und Öle als Oberflächenbehandlung.
- Die Haltbarkeit natürlicher Oberflächenbehandlungen ist unterschiedlich gut, manche Öle und Harze verändern den Farbton des Materials deutlich.
- Synthetische Lacke haben im Lauf mehrerer Jahrzehnte meist Haftungsprobleme, gilben nach oder reißen, besonders bei UV- und/oder Wassereinwirkung.
- Diverse historische Pigmente haben sich als giftig erwiesen und sind deshalb heute (bis auf die Restaurierung von Kulturgütern) zurecht nicht mehr in Verwendung.
- Versprechungen von Herstellern sind bei genauerer Betrachtung meist nur unverbindlich, Vorversuche und Muster sind so gut wie immer empfehlenswert, insbesondere bei nicht-Standard-Kombinationen.
- Lacke sind nur anfangs dicht und robust; meist bilden sich nach einigen Jahren kleinste Risse, durch die Wasser eindringen und die Lackschicht unterwandern kann.
- Lackoberflächen sind nicht ausbesser- oder renovierbar, sondern müssen erneuert werden. (Ausnahme: Schellack, aber als Bodenbeschichtung in der Regel ungeeignet.)
- Lackoberflächen stellen in der Regel geschlossenporige Schichten dar, die den Feuchtigkeitsaustausch von Holz mit der Umgebung und damit den ausgleichenden Effekt aufs Raumklima behindern oder unterdrücken.
- Öloberflächen sind in der Regel offenporig und somit atmungsaktiv und außerdem antistatisch, ziehen damit also keinen Staub an.
- Öloberflächen können häufig mit geringerem Aufwand renoviert oder erneuert werden.
- Es gibt so gut wie nie nur das eine richtige oder passende Produkt.
‚Öl‘ ist heute ein weit gefasster Begriff.
Öle und ölbasierte Beschichtungen haben sich in den letzten Jahrzehnten einen großen Markt erschlossen. Das Spektrum reicht hier von wirklich ökologisch orientierten Produkten bis hin zu stark lösemittelhaltigen und mit Kunstharz verschnittenen Materialien, die stark schichtbildend sind. Zudem sind vermehrt wasserverdünnbare Öle auf dem Markt, was nur durch den Einsatz von Hilfsstoffen überhaupt möglich ist. Die Bezeichnung „Öl“ in einigen Produktnamen als Etikettenschwindel zu bezeichnen wäre wohl zu weit gegriffen. Bei der Auswahl und beim Vergleich der Produkte ist aber große Vorsicht geboten; die technischen und die Sicherheitsdatenblätter sollten aufmerksam und reflektiert gelesen und hinterfragt werden. Dazu gehört auch der Lösemittelanteil einiger vermeintlich günstiger Produkte, bei denen die realen Kosten pro Flächeneinheit dann aber häufig ganz und gar nicht günstiger sind, als bei bei den Produkten mit einem höheren Preis pro Liter. Wasser und VOCs sind eben nach der Aushärtung weg und tragen damit nichts zum eigentlichen Zweck der Oberfläche bei.
Wir machen immer wieder Versuche und Muster mit auch neuen Materialien und kennen inzwischen den „Charakter“ einiger Produkte recht gut. Wir arbeiten so gut wie immer ölbasiert, möglichst lösemittelarm und nicht oder nur gering schichtbildend.
Der manchmal unserer Ansicht nach nicht optimale Ruf dieser Produkte beruht wohl auf einer bisweilen nicht korrekten Verarbeitung, teils ungenügender Vorbereitung (z.B. Schliff zu grob, Lackreste) und sicher auch dem Einsatz für den jeweiligen Zweck ungeeigneter Produkte. Synthetische Lacke halten wir in den meisten Fällen für Holzböden und Treppen sowie viele Möbel aus Massivholz für technisch und optisch nachteilig und setzen sie deshalb nicht ein, obwohl sie teils einen schnellen Erfolg auch bei weniger guter Vorbereitung versprechen. Der Aufwand bei einer späteren Überholung macht aber meist alle eventuellen ökonomischen Vorteile zunichte.
Goldstandard: Volldeklaration.
Die von uns verwendeten Öle, Hart- und Hartwachsöle sind zum Großteil volldeklariert und somit in Bezug auf ihre Inhaltsstoffe transparent. Wir vermeiden überflüssige Konservierungsstoffe und Lösemittel und minimieren dadurch das Allergiepotential. Bei den für manche Stoffe unabdingbaren Lösemitteln versuchen wir, möglichst unproblematische Zusammensetzungen zu verwenden und so Belastungen für Menschen, Tiere und Umwelt gering zu halten. Nicht immer sind dabei Stoffe natürlichen Ursprungs die unproblematischsten. Gerade für sehr sensible Personen können Balsamterpentin und Orangenschalenöl bzw. Zitrusterpene beispielsweise sehr unangenehm bis allergen sein, während viele andere diese Stoffe und ihren Geruch als angenehm empfinden. Auch deshalb ist es vorher gut zu wissen, was sich in der Dose befindet.
Chemischen Holzschutz halten wir im Innen- und auch im Außenbereich in der Regel für überflüssig und meist durch eine konstruktiv gute Ausführung und richtige Materialwahl zu ersetzen.
Auch aufgrund eigener Erfahrung mit Allergieen und artverwandten Krankheiten legen wir großen Wert auf eine dauerhaft gesunde Wohnumgebung ohne ausdünstende Chemikalien.
Sollten Sie ein Wunschmaterial haben, prüfen wir das gerne auf die Eignung für Ihren Boden.
Labels, Normen und Zertifikate.
Wie bei fast allen Produkten, die im größeren Stil vertrieben werden – vom Lebensmittel bis zum Baustoff -, so gibt es auch im Bereich der Oberflächenbehandlungen bzw. -beschichtungen eine wachsende Zahl verschiedenster Prüfungen, Normen, Zertifikate und Label. Und analog zu den diversen Skalen und Labels im Lebensmittelbereich ist auch hier die Aufmerksamkeit und das kritische Denk- und Urteilsvermögen der Kunden bzw. Verarbeiter gefragt, um beurteilen zu können, welche Bedeutung die verschiedensten graphisch nett aufgemachten Prüfplaketten und Zertifikate auf der Verpackung oder der Produktseite im Internet haben.
In diesem undurchsichtigen Dschungel sind auch wir immer wieder damit beschäftigt zu recherchieren, wie denn nun wirklich eine Prüfung nach einer bestimmten Norm abläuft bzw. welche Parameter überhaupt getestet und zertifiziert werden. Und immer wieder ist auch die Frage nach den nicht erwähnten Stoffen interessant, denn eine Prüfung auf Schwermetallmigration bei Speichelkontakt sagt gar nichts aus über Bestandteile, die über einen längeren Zeitraum ausdünsten. Aber auch wir haben hier unsere Grenzen, denn wir betreiben natürlich kein eigenes Labor, das all diese Prüfungen durchführen kann.
Neben der kritischen Prüfung der Technischen und der Sicherheitsdatenblätter spielen in der Praxis auch das Vertrauen zum Hersteller, die eigene Erfahrung, der jeweilige Untergrund, die Verarbeitungsbedingungen und individuelle Wünsche und Anforderungen unserer Kunden wichtige Rollen bei der Auswahl der Produkte.
Alternativen zu Öl? Und was ist mit Farbe?
Selbstverständlich gibt es nicht nur Öle oder Ölkombinationen, um Echtholzoberflächen zu schützen oder zu veredeln.
Für Fußböden gibt es ein großes Spektrum an wasserverdünnbaren Lacksystemen verschiedenster Hersteller, die die auf unzähligen Quadratmetern Parkett aufgebracht sind. Und es gibt durchaus Fälle, in denen das technisch sinnvoll sein kann, so z.B. bei einem stark frequentierten Stirnholzboden im Foyer eines öffentlichen Gebäudes. Die Poren sollen hier bewusst verschlossen werden, um den Boden besser reinigen zu können und um die Wasseraufnahme bei Schlechtwetter zu minimieren. Die Belastbarkeit dieser meist mehrkomponentigen Beschichtungen ist teils sehr hoch, die Verarbeitung muss aber akkurat ausgeführt werden. Gerade die Härterkomponenten sind im unverarbeiteten Zustand meist wenig gesund, die fertig ausgehärtete Schicht sollte dann aber unbedenklich sein.
Wie oben bereits erwähnt, sind lackierte Holzböden nicht unser Spezialgebiet und unserer Ansicht nach – bis auf manche Ausnahmen – auch die schlechtere Alternative, gerade im Wohnbereich, in KITAs und ähnlichen Einrichtungen.
Eine Nebenrolle spielen geseifte Böden oder solche, die wie früher mit Wachs gebohnert werden. Beides ergibt eine spezielle, einzigartige Haptik, bedarf aber einer regelmäßigen Pflege und Aufmerksamkeit.
Vollkommen unabhängig von der Wahl der Oberflächenbehandlung gibt es eine kaum zu überblickende Palette an Möglichkeiten zu Färbung von Holzböden: Verschiedene Beizen, getönte Öle und Lacke, chemische Holzfärbung, verkohlen der Oberfläche und einiges mehr.
Das sollte aber sehr sorgfältig überlegt werden, denn die jeweiligen Farbstoffe oder Pigmente ziehen meist ins Holz und die Fugen ein und sind somit nur mit großem Aufwand wieder zu entfernen. Das Ausgangsmaterial (Holzart, Schliff, Fugenbild) beeinflusst das Ergebnis außerdem maßgeblich – es ist zum Beispiel wenig aussichtsreich, einen kräftig braunen Nussbaumparkett gelb beizen zu wollen (warum auch immer man auf diese Idee kommen sollte).
Trotz der großen Möglichkeiten sind wir aber der Meinung, dass in den allermeisten Fällen eine Färbung oder Tönung des Bodens keinen wirklichen Gewinn bringt, sondern meist nur eine kurzfristige Mode bedient.
Pflege der Holzböden
Entgegen der Meinung mancher Zeitgenossen sind Holzböden, und besonders geölte, nicht per se pflegeintensiv.
Was allen Holzböden, auch lackierten, gemein ist: Sie möchten nicht regelmäßig mit Wasser überschwemmt werden. Wer also gerne wöchentlich nass wischen möchte, der ist vielleicht mit einem Kautschukbelag oder belastbaren Fliesen besser bedient. Bei normaler Nutzung der Böden reicht aber eine regelmäßige trockene Reinigung weit aus, festsitzendere Verschmutzungen werden durch nebelfeuchtes Wischen entfernt. Wir empfehlen:
- Regelmäßige Trockenreinigung mit dem Staubsauger, Trockenmop oder ähnlich.
- Feuchtreinigung wirklich nur nebelfeucht, nicht nass.
- Nur passende Reiniger verwenden, idealerweise nach Empfehlung des Parkett- oder Oberflächenherstellers. Meist sind diese Reiniger weder teuer noch ungesund.
- Keine nachpflegenden Reiniger aus dem Supermarkt verwenden, weil die Möglichkeit besteht, dass sich ein schwer entfernbarer, sehr glatter Wachsfilm bildet.
- Eigentlich selbstverständlich: Heruntergefallenes sofort entfernen, Flüssigkeiten umgehend aufnehmen, Blumentopfuntersetzer auf Dichtheit kontrollieren.
- Und zuletzt: Wenn es zu ihrem Boden oder ihrer Oberfläche eine Pflegeempfehlung gibt, dann lohnt es sich in der Regel, sie zu lesen. Wir empfehlen, das bereits vor dem Kauf zu tun.